Zeichnung (Kunst)

------------

Eine Zeichnung ist ein Bild, das ein Motiv in vereinfachender Weise mit Linien und Strichen darstellt. Das unterscheidet die Zeichnung von der Malerei, die ein Motiv durch den Einsatz von Farben und Tonwerten darstellt. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich als Fachausdruck für alle nicht-malerischen Darstellungen der Ausdruck Grafik etabliert. Darin kommt auch zum Ausdruck, dass „zeichnen“ begriffsgeschichtlich mit „Zeichen“ verwandt ist.

Zur Grafik zählen neben der Zeichnung auch Drucke, Mosaike und Sgraffito.

Nach der klassischen Auffassung betont eine Zeichnung im engeren Sinne die Umrisslinien eines Motivs. Diese Linien können mit Hilfe von weiteren Strichen (Schraffuren) ergänzt werden, um einen räumlichen Eindruck zu erzeugen. Die Darstellung ist dabei entweder monochrom oder verwendet vorgegebene Farben, die nicht vor dem Auftragen zusammengemischt werden. Heute kommen in der künstlerischen Zeichnung allerdings zahlreiche Mischtechniken zum Einsatz, durch die in der Praxis die akademische Grenze nicht immer eindeutig zu ziehen ist. Bereits die Pinselzeichnung setzt neben Linien und Strichen die Lavierung als Darstellungsmittel ein.

In der Regel ist die künstlerische Zeichnung eine Handzeichnung (auch Freihandzeichnung). Zeichnungen können aber auch mit Hilfsmitteln (Lineale, Schablonen) gestaltet werden; oft ist dies bei technischen Zeichnungen der Fall.

--------

Die Zeichnung betont die Linienführung und Umrisse eines dargestellten Gegenstandes. Dabei ist die Linie als künstlerisches Mittel selbst abstrakt. Insofern die Zeichnung Gegenstände naturalistisch, d. h. „nach der Natur“ darstellt, reduziert der Zeichner die Natur auf das für das Auge Wesentliche der Wahrnehmung. Abstraktion und Reduktion von visuellen Information auf die bloße Kontur ist eine bedeutende intellektuelle Leistung. Deshalb gilt die Schule der Zeichnung gemeinhin auch als Grundschule des aufmerksamen und genauen Sehens.

Dennoch ist der eigenständige Wert einer Zeichnung erst seit dem 15. Jahrhundert allmählich erkannt worden. Zwar galt bereits in der mittelalterlichen Kunstlehre die Zeichnung als eine Grundlage der Kunst, aber sie war nur Mittel der Einübung und des Erlernens, kein autonomes Kunstwerk. Unklar war in der theoretischen Bewertung der Zeichnung im Verhältnis zur Malerei, was grundlegendere Bedeutung hat: die Entwicklung des Bildes aus der Linie oder aus der Farbe. Überlieferte Zeichnungen aus dieser Zeit sind Skizzen, Entwürfe, Studien und Vorstudien zur Malerei. Dass überhaupt Zeichnungen überliefert sind, ist dem Umstand zu verdanken, dass diese Zeichnungen als Geschenkblätter sehr beliebt waren, insbesondere wenn sie von berühmten Malern stammten oder Vorstudien berühmter Werke waren. An der grundlegenden Wertung hielt man allerdings fest: Die theoretische Betrachtung ging von einem Zwei-Stufen-Modell aus, nämlich der Idee für ein Bild, wie sie sich in einer skizzierten Zeichnung niederschlägt und der Ausführung der Idee als der eigentlichen künstlerischen Leistung. Bedeutende Zeichner wie Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer haben in der Zeichnung in erster Linie eine Möglichkeit gesehen, sich ein Sujet systematisch zu erarbeiten, mit dem Ziel, diese Studien für die zweite Stufe, die Ausarbeitung etwa in einem Gemälde, zu verwenden. Als Zwischenschritt von der Idee zur Ausführung galt das Aquarell, das in der Kunsttheorie lange Zeit der Zeichnung selbst zu- und untergeordnet wurde, und zwar als nachträglich kolorierte Zeichnung.

----

Zeichenmittel 



Bei den Zeichenmitteln unterscheidet man zwischen trockenen und flüssigen Zeichenmitteln. Zu den trockenen Zeichenmitteln zählen u.a. Graphit- und Metallminen, Kohle, verschiedene Kreiden und Wachs. Zu den flüssigen Zeichenmitteln gehören Gallustinte, Sepia (ein Farbstoff, der im 18. Jahrhundert auch für künstlerische Zwecke nutzbar gemacht wurde) und der aus Ruß hergestellte Bister. Zu nennen wäre noch Tusche, Acryl-und Ölfarben und außer den verschiedenen Aquarellfarben vor allem noch Deckweiß, das dem Höhen der Zeichnungen dient. Zum Auftragen vor allem der nassen Zeichenmittel werden verschiedene Zeichengeräte verwendet.

-----

Zeichengeräte 



Das am weitesten verbreitete Zeichengerät zum Auftragen trockener Zeichenmittel sind Graphit-, Blei- und Rötelstifte unterschiedlicher Härtegrade. Im 15. und 16. Jahrhundert verwendete man vorwiegend Silberstifte, später auch Minen aus Blei. Heute haben Bleistifte eine Mine aus Graphit, die von einem Holzmantel umgeben ist. Graphitstifte haben keine Holzummantelung, tragen aber zur besseren Handhabung einen Überzug aus Lack oder Kunststoff. Als Halter der Minen kommen außerdem technische Halter wie Druck- und Drehbleistifte zum Einsatz.

Auch Kohle und Conté-Stifte werden häufig in Holzumantelung oder mit speziellen Haltern verwendet, das gleiche gilt für Pastellkreiden. Öl- und Wachskreide wird dagegen oft bloß mit einer Papierummantelung verwendet. Auch hierfür gibt es allerdings spezielle Halter.

------

-------

Technik:

-------

Die Linie


Grundtechnik der Zeichnung ist das Zeichnen einer Linie. Im reinen Konturenzeichnen markiert die Linie die Grenzen der Umrisse eines Gegenstandes und charakteristische Kontraste, wie sie sich zum Schatten ergeben. Ohne jede Schattierung lassen sich so die Grundzüge eines Gegenstandes festhalten, beispielsweise die Umrisse einer Frucht, die sich von ihrem Hintergrund abgrenzt, und Falten, die ja nichts weiter sind als kontraststarke Schatten. Auch bei nicht-gegenständlicher Darstellung ist die Linie das hervorstechende Merkmal, auch wenn in der modernen Zeichnung die Grenzen nicht immer eindeutig zu ziehen sind.

------------

Schraffur


Die Schraffur setzt den zeichnerischen Gedanken der Linie in der Fläche fort. Sie wird eingesetzt, um in der Zeichnung räumliche Effekte und unterschiedliche Tonwerte darzustellen. Dazu werden in gleichmäßigen Abständen dünne Linien in einem Winkel schräg zur Hauptlinie gezogen. In der reinen Zeichnung ist es verpönt, dabei die Linien so eng zu ziehen, dass sie verschmieren – zum Beispiel durch einen schräg gehaltenen Bleistift – weil damit die Grenze zu Malerei als einem flächigen Arbeiten überschritten wird. Man nennt das "schummern". Mittlerweile ist aber auch dieses flächige Arbeiten mit Graphit und Kohlestiften weit verbreitet.

Weitere Abstufungen in den Tonwerten lassen sich durch eine zweite Schraffur erzeugen, die leicht versetzt über die erste Schraffur gesetzt wird und deren Linien kreuzt. Man spricht deshalb auch von Kreuzschraffur. Mit dem Mittel der Kreuzschraffur lassen sich bei gleichbleibender Linienstärke viele verschiedenen Schattierungen und Tonwerte erzeugen. Besondere Bedeutung hat die Kreuzschraffur beim farbigen Arbeiten, weil durch verschiedenfarbige Schraffuren neue Farben erzeugt werden können.

----------

Lavieren

Die Lavierung kommt bei flüssigen Zeichenmitteln als Technik zur Schattierung und Tönung zum Einsatz. Das klassische Einsatzgebiet ist das Lavieren von Tuschezeichnungen. Dazu wird die fertige Linienzeichnung durch stark verdünnte, wasserlösliche Tusche getönt. Wie beim Aquarell, von dem diese Technik übernommen wurde, arbeitet man von hellen zu dunklen Tönungen. Die Nähe von Aquarellmalerei und Zeichnung wird auch darin sichtbar, dass Zeichnung mit Hilfe von Aquarellfarben farblich eingetönt werden – entweder monochrom oder mit mehreren Farben. Zwar kommen in der Praxis zuweilen auch andere Farben zum Einsatz, aber Aquarellfarben und wasserlösliche Tinten eignen sich vor allem deshalb, weil sie transparent oder zumindest nur teilweise opak sind und dadurch den Eindruck vermeiden, bloß nachträgliche Eintönungen bzw. -färbungen zu sein.

---------

Kombinierte Techniken

Viele Künstler überschreiten die Grenzen, die bestimmten Zeichentechniken gesetzt sind, indem sie unterschiedliche Zeichen- und Maltechniken miteinander kombinieren. Klassische Beispiele sind kombinierte Graphit- und Tuschezeichnungen, mit Tusche lavierte Bleistiftzeichnungen oder Tusche- und Bleistiftzeichnungen mit Aquarelltechniken. Auch das Höhen, also das Setzen von Glanzlichtern durch den Einsatz von Deckweiß gehört zu den klassischen Methoden.

Je stärker die Grenzen zwischen Malerei und Zeichnung verwischt wurden, desto stärker kamen auch flächige Malmethoden zum Einsatz. Dazu gehört zum Beispiel das Schattieren mit Hilfe des „Schummerns“. Schummern heißt, mit einem Graphit- oder Kohlestift großflächig vermalen, statt zu schraffieren. Auch das nachträgliche Verwischen mit dem Finger oder einem speziellen Wischer (Estompes) oder das Polieren mit einem weißen Stift bzw. einem Polierstift gehören dazu. Umgekehrt werden in der Malerei ursprünglich klassische Zeichenmethoden eingesetzt, und zwar nicht nur als Vorskizze, sondern bereits als Ausführung. In der Aquarellmalerei kommt häufig die Pinselzeichnung zum Einsatz.

Weitere Beispiele für kombinierte Techniken sind die Collage, Sgraffito und verschiedene Nasspinseltechniken.

--------

(QUELLINFO)